Festtagsplauderei

Der Sulzer, Ausgabe 260, Dezember 2011, Seite 32

Liebe Leserinnen und Leser in und um Sulzbach,
viele Grüße aus Ihrer Partnerkommune Bassila in Benin, Westafrika. Hier bei uns war am 6. November Tabaski, das größte islamische Fest. Und bei Ihnen beginnt die Adventszeit und alle bereiten sich auf Weihnachten vor. Was gehört zu einem gelungenen Fest? Gutes Essen, nette Leute, die richtige Musik, Geschenke, Dekoration und gute Stimmung, der Besuch in der Kirche oder der Moschee?

Für die mehrheitlich muslimische Bevölkerung in unserer Region war der 6. November das größte Fest des Jahres. Die Vorbereitungen beginnen mehrere Wochen vorher. Zu einem gelungenen Fest gehört neue festliche Kleidung, auf jeden Fall für die Kinder, und wenn das Geld reicht, auch für die Erwachsenen. Dazu geht man auf den Markt, kauft den Stoff und bestellt dann beim Schneider das gewünschte Modell. Vor den Festtagen ist Hochsaison in jeder Schneiderwerkstatt und es wird bis in die Nacht gearbeitet.

Ein Herr im Festgewand
Ein Herr im Festgewand

Am Morgen des ersten Festtags gehen alle Familien festlich gekleidet zum großen Gebet in die Moschee. Es kommen so viele Leute, dass die Gebetsmatten auch im Hof und bis auf die Straße ausgelegt werden.

Ein Mädchen trägt Festessen aus.
Ein Mädchen trägt Festessen aus.

Zu einem gelungenen Fest hier gehört ebenfalls gutes Essen. Das übliche Festessen besteht aus Reis mit etwas Soße und Fleisch. Schafe, Ziegen oder Rinder sind Wochen oder Tage vorher bereits im Hof jeder Familie angebunden und werden tagsüber auf die Weide gebracht. Man sieht viele Schafe an der Leine. Am Festtag werden sie dann geschlachtet. Die Frauen sind Tage lang mit Kochen beschäftigt, und man bringt Schüsseln mit Festessen auch zu den Armen und zu Freunden und der Großfamilie. Mehrere Tage lang sieht man überall im Ort Kinder mit Körben, Töpfen und Schüsseln, die das Festessen verteilen.

Man besucht sich gegenseitig. Im ganzen Ort sind festlich gekleidete Gruppen von Menschen unterwegs, die Festtagsstimmung ist spürbar. Viele Kinder ziehen in Gruppen durch den Ort und grüßen Freunde und Familie, wo sie dann Süßigkeiten oder Kleingeld bekommen.

Zu jedem großen Festtag gehört hier in jedem Dorf unbedingt am Nachmittag ein Fußballspiel auf dem zentralen Fußballplatz, die Zuschauer kommen in ihren Festgewändern. Und abends ist Disco für die jungen Leute. Viele Lokale bieten ein besonderes musikalisches Programm und man hört die Musik im ganzen Ort.

Sie sehen, Festtagsstimmung wird hier nicht von Plätzchen, Dekoration, schön verpackten Geschenken, stimmungsvoller Musik und Kerzenschein ausgelöst. Sondern wenn in diesem Jahr das Fest wieder friedlich und fröhlich verlaufen ist und man sich die neue Kleidung und das Festessen leisten konnte, ist man zufrieden.

“Möge Gott uns durch das neue Jahr begleiten bis zum Fest im nächsten Jahr.” Das ist hier der typische Festtagsgruß. Und Ihnen wünsche ich fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

Bis zum nächsten Mal!
Viele Grüße,
Stefanie Zaske

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