Sommerzeit ist Ferienzeit

Der Sulzer, Ausgabe 256, August 2011, Seite 28

Liebe Leserinnen und Leser in und um Sulzbach,
Sommerzeit ist Ferienzeit – bei Ihnen in Sulzbach und auch hier bei uns in Bassila. Von Anfang Juli bis Ende September sind Ferie; die Schüler haben schon lange darauf gewartet. Den klassischen Familienurlaub oder gar Tourismus gibt es hier nicht. Aber viele Kinder fahren in die Ferien, oft sogar für mehrere Wochen oder Monate.

Üblicherweise ist das ein Besuch ohne Eltern bei Verwandten. Ein Onkel, der in Cotonou wohnt, lädt z.B. seinen Neffen für Ferien in der großen Stadt ein. Der Junge kann seinen Onkel sogar zur Arbeit begleiten. Und am Wochenende gehen sie auf den riesengroßen Markt oder zum Flughafen oder Hafen. Ein Sonntag am Strand ist auch etwas ganz Besonderes für den Jungen aus dem Binnenland. In Cotonou ist alles anders, es gibt viel mehr Leute und Geschäfte, viel mehr Verkehr und sogar Straßenbeleuchtung. Es gibt so viel Neues zu sehen.

Oder eine junge Frau ist seit einem Jahr in Parakou verheiratet, in den Ferien kommt ihre kleine Schwester und hilft im Haushalt und mit dem Baby. Sie geht mit auf den Markt, erkundet die Stadt und genießt ihre schulfreie Zeit.

Eine Tante lädt ihre 7-jährigen Zwillingsnichten für ein paar Wochen nach Savalou ein, anderthalb Stunden südlich von Bassila. Dies wird ihre erste Ferienreise, und sie sind ganz aufgeregt. Ein Onkel reist im öffentlichen Bus in die gleiche Richtung und nimmt die beiden mit. Am Zielort holt die Tante sie ab. Wie praktisch, dass es heutzutage Handy gibt, so ruft die Mutter immer mal an und fragt, ob ihre Mädchen schon Heimweh haben.

Der Linienbus aus Cotonou ist angekommen
Der Linienbus aus Cotonou ist angekommen

Ein vierzehnjähriger Junge hat sogar einen Onkel, der in Ghana als Buschtaxifahrer auf Fernstrecken arbeitet. Er reist ganz alleine im Sammeltaxi dort hin und muss sogar mehrfach umsteigen. Er begleitet seinen Onkel mehrere Wochen lang und sieht viel vom Land – da gibt es am Ferienende viel zu erzählen! Und sein Schulenglisch hat er auch täglich angewendet.

Buschtaxis sind hier der öffentliche Fernverkehr, vergleichbar mit der Bahn in Deutschland.
Buschtaxis sind hier der öffentliche Fernverkehr, vergleichbar mit der Bahn in Deutschland.

Teenager suchen sich gerne Ferienjobs in der Stadt. Die Mädchen finden leicht etwas bei jemandem im Haushalt, für die Jungen ist es schwieriger. Sie helfen manchmal beim Maurer mit oder beim Motorradwaschen. Viele Schüler müssen einen Teil ihrer Schulgebühren und ihres Unterrichtsmaterials selber verdienen.

Viele Bassilaner arbeiten in der Stadt im Süden und haben auch ihre Familien nachgeholt. Alle Beniner bleiben aber jeweils ihrem Heimatdorf sehr verbunden. Deshalb schicken sie oft ihre Kinder in den Ferien zurück nach Bassila zur Großfamilie, damit auch die nächste Generation noch dort verwurzelt bleibt.

Staus wie auf deutschen Autobahnen gibt es hier in der Ferienzeit nicht, aber die Busse und Taxis sind voll. Eine schöne Urlaubszeit wünsche ich Ihnen, bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße,
Stefanie Zaske

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