Alle Jahre wieder – Entwicklungskongress

Der Sulzer, Ausgabe 298, Februar 2015, Seite ??

Liebe Leserinnen und Leser in und um Sulzbach,
viele Grüße aus Ihrem Partnerkreis Bassila in Benin, Westafrika. Leben Sie noch in Ihrem Heimatort, oder sind Sie dort bereits weggezogen? Und wenn ja, halten Sie dann aus der Ferne noch den Kontakt?

Bei uns in Bassila haben Menschen einen besonderen Bezug zu ihrem Heimatdorf. Wer aus beruflichen oder privaten Gründen weggezogen ist, hält meist den Kontakt mit der Familie und dem Dorf und schickt auch seine Kinder immer mal in den Ferien dorthin. Viele kommen im Ruhestand wieder zurück oder möchten sogar in ihrem Heimatort sterben und begraben werden.

Direkt nach Weihnachten sieht man diese Verbundenheit jedes Jahr ganz besonders, denn dann kommen viele Bassilaner in ihre Heimat zurück zum jährlichen Entwicklungskongress. Mit Lastwagen, Buschtaxis und Autos reisen sie aus verschiedenen Städten in Benin und auch aus Togo, Ghana und Nigeria an. Die im außerafrikanischen Ausland lebenden Bassilaner schicken ebenfalls Delegationen. In der ganzen Stadt herrscht eine festliche Stimmung, man flaniert und besucht sich. Es gibt viel Wiedersehensfreude bei den Familien und unter Freunden.

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Einzug einer tanzenden Delegation

Im Dezember 2014 fand dieses Entwicklungstreffen zum 40. Mal statt. 1975 waren zu den offiziellen Zeremonien nach dem Tod des Königs von Bassila viele Delegationen angereist. Damals regten einige Studenten an, sich doch jedes Jahr zu versammeln. Sie gründeten einen Verein der aus Bassila stammenden Menschen, die sich für die Entwicklung ihrer Heimat engagieren wollten. In Benin hat die öffentliche Hand nicht genug Kapazität. Deshalb sind lokales Engagement und viel Lobbyarbeit unerlässlich, um Initiativen und Entwicklung in die eigene Region zu holen. Die damaligen Studenten sind jetzt Rentner, weiterhin im Verein sehr engagiert und haben so in ihrer Heimat über die Jahre viel Gutes ermöglicht.

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Eröffnungsveranstaltung auf dem großen Platz

Die Jahreshauptversammlung findet meistens direkt nach Weihnachten statt. Wegen der Schulferien und Feiertage kann man dann auch von weither gut anreisen. Das viertägige Programm ist bunt gemischt: eine große Eröffnungsfeier und Schlussveranstaltung auf dem Versammlungsplatz mitten im Ort mit Ansprachen und Präsentationen, jeden Abend Tanz und Musik, ein Fußballturnier aller jungen Delegationen sowie dreitägige Diskussionsrunden über die aktuellen Themen der Entwicklung von Bassila und Umgebung. Es werden auch viele Hochzeiten gefeiert, weil die Verwandten sowieso gerade alle da sind.

Alle Außenstellen des Vereins organisieren während des Jahres regelmäßige Treffen an ihrem jeweiligen Ort und sammeln Geld für die Entwicklung von Bassila. Die umliegenden Dörfer, die Stadtteile von Bassila sowie jede auswärtige Delegation bringen zur Hauptversammlung ihren finanziellen Beitrag mit. Einige Personen mit höherem Einkommen steuern auch größere Beträge bei. Der erste Vorsitzende und der Kassenführer geben ausführliche Rechenschaftsberichte der Arbeit des letzten Jahres, und die Delegationen bringen Grußworte.

In verschiedenen Ansprachen werden aktuelle Themen angesprochen, die wichtig für die Entwicklung der Region sind. Es wird beschlossen, wie das diesjährige Geld eingesetzt wird, und wie man die verschiedenen Themen angehen kann.

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Der erste Vorsitzende beim Rechenschaftsbericht

Es geht u.a. um Schul- und Straßenbau sowie andere Infrastruktur, um Gesundheitsversorgung und den sozialen Zusammenhalt, die Sicherheitslage, die Förderung von Schülern und Studenten und um Sport und Kultur. Das eigene Geld reicht in keinem Jahr für alle anstehenden Projekte. Der Vereinsvorstand verleiht aber der Region eine Stimme und arbeitet gut mit der lokalen und nationalen Regierung sowie anderen Partnern zusammen. Oft initiiert er Gesuche bei anderen Organisationen oder der Regierung. So konnten z.B. über die Jahre ein Krankenhaus, eine lokale Radiostation, ein Sportstadion, eine landwirtschaftliche Genossenschaftsbank sowie der Ausbau des Stromnetzes und der Bundesstraße von der Lehmpiste zur geteerten Straße mit auswärtigen Partnern verwirklicht werden.

Ich hoffe, es freut Sie, zu hören, dass die Menschen in Ihrem Partnerkreis sich schon seit so vielen Jahren unermüdlich um Entwicklung bemühen.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße,
Stefanie Zaske

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