Es schneit!

Der Sulzer, Ausgabe 296, Dezember 2014, Seite ??

Liebe Leserinnen und Leser in und um Sulzbach,
viele Grüße aus Ihrem Partnerkreis Bassila in Benin, Westafrika. Hier schneit es! Ganz langsam rieseln die Flocken zu Boden und bleiben liegen.

Nun fragen Sie vielleicht: Wie denn das, ist Bassila nicht in Afrika? Und ist es dort nicht warm? Ja, Sie haben recht. Wir haben über 20 Grad. Und ehrlich gesagt sind die Flocken auch nicht weiß, sondern schwarz. Aber liegen bleiben sie.

Es sind nämlich Ascheflocken, die von Buschfeuern verursacht werden und dann wieder herunterkommen. Sie tanzen wirklich wie Schneeflocken in der Luft und fallen zu Boden. Der Wind spielt dort weiter mit ihnen und sie werden hin und her geweht.

Jedes Jahr zwischen November und März ist die Saison der Buschfeuer. Seit Ende Oktober hat es nicht geregnet, und die Vegetation wird trocken. Ein Funke oder eine Zigarette kann schnell ein großes Buschfeuer auslösen. Die Felder und Plantagen sind dabei sehr gefährdet, und jedes Jahr gehen viele davon in Flammen auf. Damit wird blitzschnell monatelange Arbeit vernichtet. Oder bei den Cashewnuss-Plantagen sogar jahrelange Arbeit.

Deshalb rufen die Behörden jedes Jahr am Anfang der Trockenzeit zu „vorbeugenden Buschfeuern“ auf. Um Häuser, Dörfer, Felder und Plantagen werden damit Feuerschneisen angelegt. Die bereits abgebrannten Flächen sollen spätere ungeplante Buschbrände aufhalten.

Jede Familie schneidet um ihr Haus die hohen Gräser. Dann brennt sie unter guter Aufsicht eine Schneise ab. Weil die Vegetation und der Boden noch relativ feucht sind, richten diese „frühen Feuer“ keinen großen Schaden an, sogar die Organismen im Boden überleben.

Feuerschneise brennen unter Aufsicht
Feuerschneise brennen unter Aufsicht

Bei den Feldern und Plantagen verabreden sich die jeweiligen Besitzer, um gemeinsam das hohe Gras zu schneiden, die Blätter zusammenzufegen und bis zu zehn Meter breite Schneisen abzubrennen. Wenn dabei ein Feuer außer Kontrolle gerät, kann man es mit vereinten Kräften löschen. Diese Schutzmaßnahmen sind sehr viel Arbeit, deshalb machen es nicht alle Bauern. Und immer wieder fallen ihre Felder und Plantagen später im Jahr den großen Buschfeuern zum Opfer.

Aber wenn die Feuergefahr so groß ist, wer zündet denn immer mal wieder eines an? Manchmal sind es spielende Kinder, wenn sie Mäuse aufscheuchen und jagen wollen. Oder bei der traditionellen Jagd im März wird auch Feuer gelegt, um das Wild zu treiben. Oder manchmal sind es Viehhirten, die eine Fläche abbrennen. Denn dann wächst in wenigen Wochen frisches grünes Gras nach für ihre Herden.

Auch im Ort gibt es auf vielen Brachflächen meterhohes Gras. Wenn man das nicht rechtzeitig schneidet oder abbrennt, gibt es dort bei zunehmender Trockenheit meterhohe Feuer. Davon werden auch oft die Stromkabel oder die Pfosten beschädigt.

Vorbeugendes Feuer unter einer Stromleitung
Vorbeugendes Feuer unter einer Stromleitung

Also sollte man jetzt am Anfang der Trockenzeit selber vorbeugen, obwohl das viel Arbeit ist. Seit unserem zweiten Jahr in Bassila versuchen wir es, denn auf den freien Grundstücken neben uns steht sehr hohes Gras. Und im ersten Jahr hatte ein Feuer unsere Hecke stark beschädigt.

Und nun schneit es also. Die Ascheflocken von unserem vorbeugenden Feuer und von den Feuern der Nachbarn kommen herunter. Fast jeden Tag.

Beim Nachbarn steigen Rauch und Ascheflocken auf
Beim Nachbarn steigen Rauch und Ascheflocken auf

Denken Sie doch mal an den „schwarzen Schnee“ in Bassila, wenn Sie den ersten „weißen Schnee“ in Sulzbach haben.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße,
Stefanie Zaske

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