Haustiere

Der Sulzer, Ausgabe 280, August 2013 2013, Seite ?

Liebe Leserinnen und Leser in und um Sulzbach,
viele Grüße aus Ihrem Partnerkreis Bassila in Benin, Westafrika. Haben Sie oder Ihre Nachbarn Haustiere? Hier hat fast jeder Haushalt welche. Wenn Sie aber nun an Kanarienvögel, Goldfische, Meerschweinchen oder weiße Mäuse denken, die gibt es hier nicht. Die meisten Tiere werden nicht zum Vergnügen gehalten, sondern weil sie nützlich sind: Hunde als Wachhunde oder Jagdhunde, Katzen gegen Mäuse; Geflügel, Schafe und Ziegen als Lieferanten für Eier und Fleisch, oder zum Verkauf.

Viele Familien haben Hühner, Perlhühner, Enten, Ziegen oder Schafe. Einige halten auch Tauben, Truthähne, Schnecken oder Schweine. Käfig- oder Stallhaltung ist hier eher selten, die meisten Tiere laufen tagsüber frei im Ort herum und kommen abends von alleine nach Hause. Sie fressen den ganzen Tag, was sie selber finden, und am Abend bekommen sie noch etwas zugefüttert. Kompost gibt es hier dadurch fast gar nicht, denn alle Schalen und Reste werden sofort gefressen.

Freilaufende Hühner
Freilaufende Hühner

Leider fressen sie aber auch Plastiktüten oder Müll, oder das Maisfeld des Nachbarn. In der Regenzeit werden im Ort auf den Brachflächen überall kleine Maisfelder gepflanzt. Eigentlich sollen alle Besitzer ihre Schafe und Ziegen dann anbinden, damit sie nicht gleich wieder alles abfressen, aber viele halten sich nicht mehr an diese Regel. So sieht man oft kleine Jungen, die gierige Ziegen mit ihrer Steinschleuder verjagen.

Schafe - korrekt angebunden
Schafe – korrekt angebunden

Im Straßenverkehr muss man also nicht nur auf andere Verkehrsteilnehmer achten, sondern auch auf alle möglichen Tiere. Sie überqueren die Straßen oder laufen auf der Fahrbahn entlang, sie stibizen vom Getreide oder den Gewürzen, die am Straßenrand zum Trocknen ausgebreitet sind, oder sie schlafen sogar auf dem warmen Asphalt. Die meisten weichen einem Motorrad oder einem Auto zügig aus, zumindest, wenn man hupt. Aber Enten lassen sich nie vom Verkehr scheuchen. Sie watscheln einfach unbeeindruckt weiter, so dass der Fahrer bremsen oder ausweichen muss. Und die jungen Zicklein oder Lämmer brauchen eine Weile, bis sie gelernt haben, sich schnell in Sicherheit zu bringen.

Das Geflügel liefert Eier zum Verkauf oder für die eigene Familie. Für Gäste oder einen festlichen Anlass wird auch mal geschlachtet. Zu großen Anlässen wie Taufe oder Tabaski schlachtet man auch Ziegen und Schafe, sonst sind sie eher eine Art Sparkonto. Wenn man Bargeld braucht, verkauft man eines an jemanden, der gerade eins sucht, z.B. für sein Restaurant, seine Imbissbude oder eine Feier. Auf dem Wochenmarkt am Mittwoch werden in einer separaten Ecke Tiere zum Verkauf angeboten. Und sie gehen längst nicht immer freiwillig mit ihrem neuen Besitzer nach Hause.

Die Tiere bieten auch viel Unterhaltung im Alltag: Ziegen sind z.B. so richtige Klettermaxe, sie steigen auf Backsteine und Holzstapel, auf Mauern und Bäume. Junge Zicklein oder Lämmer tollen übermutig herum, und der Besucher staunt machmal über knallpinke Hühner oder Küken: einige Besitzer färben sie zum Schutz gegen Raubvögel ein.

Zicklein bei der Mittagspause
Zicklein bei der Mittagspause

Außer wenigen Singvögeln, die in Käfigen gehalten werden, hat man hier also eher “Hof-Tiere”, und nicht “Haus-Tiere”. Gezielte Viehzucht der “Hof-Tiere” im größeren Stil ist eher selten. Aber fast jeder Haushalt ist so etwas wie ein kleines ländliches Anwesen, wo Tierhaltung einfach dazu gehört.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße,
Stefanie Zaske

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